Corona, Wildtiere und Jagd

Corona hat die Welt verändert, nicht nur im Hinblick auf die vielen Kranken und Verstorbenen, denen unser aller Mitgefühl gilt, das gilt auch für die vielen Einschränkungen, die wir hinnehmen müssen.

Geschlossene Restaurants, Bars, Fitnessstudios und während des Lockdowns auch vieler anderer Geschäfte bedrohen die wirtschaftliche Existenz von vielen Unternehmen.

Aber Corona hat auch das Freizeitverhalten geändert:

  • Man geht viel mehr spazieren.
  • Sport an der frischen Luft (Laufen, Radfahren, Mountainbiken)
  • Man hat mehr Zeit für den Hund und geht mehr mit ihm Spazieren (während des Lockdowns ist der Gassigang mit dem Hund einer der wenigen zulässigen Ausnahmen)

Dieses veränderte Freizeitverhalten ändert auch das Verhalten der Wildtiere.

Rehe trauen sich nur noch bei fast völliger Dunkelheit aus ihren Rückzugsorten. Eigentlich ist das Reh von seiner Natur her tagaktiv, hat sich aber schon immer umgestellt und tritt erst während der Dämmerung auf Wiesen oder andere Äsungsflächen aus. Durch das geänderte Freizeitverhalten hat sich das nun in die absolute Dunkelheit verschoben. Rehe sind nur noch nachts unterwegs.

Aber natürlich bekommen Rehe auch tagsüber Kohldampf. Was sollen sie denn dann machen? Sie fressen halt das, was „in der direkten Umgebung“ ihres Rückzugsortes (dem dichten Wald) so verfügbar ist, konkret Triebe von jungen Bäumchen. Dass der Förster darüber nicht wirklich glücklich ist, können Sie sich vorstellen.

Auch fährt das Rehwild seinen Stoffwechsel im Winter runter, weil es die Energie dafür braucht, sich warm zu halten. Kommt es jedoch in Stress, weil ein Spaziergänger mit Hund schon bei Dunkelheit durch den Rebberg läuft, verbraucht es wichtige Energie für die Flucht. Und diese Energie muss wieder durch Äsen kompensiert werden. Darunter leiden die Bäume. Sie verstehen den Teufelskreis?

Viele Hundebesitzer sagen: „Mein Hund wildert nicht“ oder „Mein Hund jagt keine Rehe“. Das Problem dabei ist aber: Das Reh weiss das nicht und macht das, was es kann: flüchten.

Im besseren Fall verbraucht das Reh bei dieser Flucht „nur Energie“. Im schlechteren Fall läuft es auf die Strasse und wird überfahren. Wenn es dabei „Glück hat“, ist es gleich tot, wenn es Pech hat und der Autofahrer auch noch nicht die Polizei verständigt, ist es verletzt und schleppt sich davon.

Besonders kritisch ist es natürlich, wenn Rehe nachts gestört werden.

Ich verstehe ja, wenn jemand nun Sport im Freien treiben will. Aber: Muss es tatsächlich sein, nachts mit Taschenlampen auf dem Kopf durch den Wald oder den Rebberg zu laufen und alle Wildtiere zu stören? Und eventuell läuft dann der Hund noch ohne Leine nebenher (siehe oben: das Reh weiss nicht, dass der Hund nicht an ihm interessiert ist).

Wir alle leiden unter Corona, wirtschaftlich (auch ich), durch Einschränkung unserer Freiheiten oder unserer Möglichkeiten. Versuchen Sie, Ihr Freizeitverhalten so anzupassen, dass sie auch auf die Wildtiere Rücksicht nehmen.

Ich danke Ihnen herzlich.

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